Crazy Colleague 24
Der Nostalgiker

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Der Nostalgiker Aktenblatt
The file of the 24th crazy colleage
Il 24 collega pazzo

Die Geschichte des Kollegen

Das Profilbild des Nostalgiker

„Früher war alles besser! Da waren die Kollegen noch für einander da, da war die Arbeit noch ehrlich und der Caro-Kaffee schmeckte noch nach echtem Caro-Kaffee!“

Gefährlich:  50

Nervtötend:  20

Kompetitiv:  40

Inkompetent: 75

 

Der Kollege

„Damals war nicht alles schlecht! Das wird man ja wohl noch sagen dürfen! Potzblitz und Donnerwetter!“. Damit hat Harald, der Nostalgiker, sachlich gesehen, nicht einmal unrecht. Die Welt war nun mal weder gestern noch heute weiß oder schwarz, sondern immer schon grau. Je nach Gemütslage und Persönlichkeit mag es für manche ein Hellgrau sein, für andere ein Dunkelgrau. Aber auch der Nostalgiker liegt mit seiner Einschätzung der Dinge weit ab von jeglicher Realität. Denn aus einem „es war nicht alles schlecht!“, wird mit ein wenig Nachbohren schnell ein „es war alles besser!“.  Harald zufolge, haben wir uns als Gesellschaft von einem Frau-Holle-Weiß, der vergangenen Zeiten entfernt und steuern immer weiter auf ein Pechschwarz zu.

Seiner Meinung nach war die Welt einfach einmal besser. Am besten war sie wahrscheinlich zur Zeit seiner Großeltern. Könnten wir diese fragen, dann würde sich jedoch herausstellen, dass die Zeiten zu Napoleons Tagen noch besser waren. Hätten wir eine Zeitmaschine, so könnten wir immer weiter, der Besserung hinterher, zurückreisen, über Karl den Großen und Jesus bis wir beim ersten Menschen auf Erden ankommen. Welch ein egoistisches Schwein er doch war, dass er die allerbeste Zeit ganz für sich alleine genoss! Aber wer weiß schon, ob diese Einschätzungen vergangener Zeiten akkurat sind. Wir wissen allerdings, solange Harald nicht ein äußert unwahrscheinlich anzutreffender Zeitreisender ist, dass seiner persönlichen Meinung jegliches Fundament fehlt, schließlich hat er in diesen besseren Zeiten nie gelebt.

Der Typ von Nostalgiker, von dem in diesem Kapitel gesprochen wird, ist für gewöhnlich ein Ur-Konservativer. In Extremfällen offenbart er eine große Vorliebe für Märsche, Binden und Grußformen, wie sie einst Cäsaren zugedacht waren. Aber dein Kollege muss nicht zwangsläufig ein verkappter Nazi sein. Vielleicht ist er auch einfach nur mit der Gesamtsituation unzufrieden, sodass er das Heil in der Vergangenheit sucht. Neue Lebensweisen und Veränderungen machen ihm Angst und er fürchtet um seine Privilegien. Privilegien, wie zum Beispiel ein immer frisch geputztes Haus und eine liebevoll gekochte Speise bereit vorzufinden, wenn er von der Arbeit nach Hause kommt, um seinen wohlverdienten Feierabend zu genießen. Und das Recht zu besitzen, den bezopften Balgen mal kräftig den Hintern versohlen zu können, wenn ihm danach ist. Nur um zu zeigen, wer der Herr im Hause ist. Ach wie wäre das schön. Aber nein, heutzutage muss er sich die Königsberger Klopse selber in der Mikrowelle aufwärmen und sich dabei vorm Fernseher von radikal-veganen Kinderaktivisten und Schulschwänzern vorwerfen lassen, er hätte ihnen das Klima verdorben. Wenn denen nur mal ordentlich der Popo verdrescht werden würde, so wie ihm damals, dann würden sie sich garantiert nicht solche Flausen in den Kopf setzen und stattdessen brav ihre Bockwurst essen und Malochen gehen!

Harald regt sich vor dem Fernseher viel über solche Dinge auf. Alles nur noch Gutmenschentum. Selbst die, wie historisch belegt ist, arische, kleine Meerjungfrau kann er nicht mehr schauen, seit Netflix sie schwarz gemacht hat. Das macht doch gar keinen Sinn, schließlich stammt die doch zur Hälfte vom Fisch ab und die sind bekanntlich weiß unter den Schuppen. Und das Schneewittchen gehört auch weiß, ist nun mal so! Heißt ja nicht Karamellwittchen! So ein Hals kriegt er da, auf jedem Kanal begegnet ihm nur Ärgernis. Vielleicht kommt der Frust aber auch davon, dass er nicht viel mit seiner Zeit anzufangen weiß. Am Wochenende geht er ab und zu in die Kirche, aber nicht, weil er besonders gläubig wäre und schon gar nicht aus Nächstenliebe. Vielmehr trifft er hier eine Welt vor, die noch resistenter gegen Veränderung ist, als er selbst und von der er seine antiken Werte verteidigt sieht. Mit Ausnahme von dem einen oder anderen Skandal, weil der Gottesvertreter dem Knabenchor zu sehr hinterherstiert oder weil die Kollekte im Pool des Bischofs auf Grund gesunken ist, ist die Welt in der Kirche noch in Ordnung. Danach geht es weiter zu seinem Stammtisch im „elenden Eber“. Zwar schmeckt das Essen elendig, aber zumindest gibt es hier nicht so viele dieser Fremden aus weit entfernten Ländern, die in Massen in sein Land hereinfallen, um sein eigenes Volk mit exotischen Kulturen auszutauschen. Welch infames Vorhaben von denen!

Wenn Du, lieber Leser, ein vorwärts gewandter Mensch bist, wovon ich ausgehe, ansonsten würdest Du niemals deine Zeit mit einem Werk wie diesem verschwenden, müsste die vorangegangene Beschreibung des Nostalgikers schon Grund genug sein, um nicht zu sehr mit ihm am Arbeitsplatz anbändeln zu wollen. Aber auch wenn Du eine hohe Toleranzschwelle besitzen und seiner Lieblingsrasse entsprechen solltest, ist ein entspannter Umgang mit ihm nicht garantiert. Denn der Nostalgiker muss seinen Unmut teilen und sucht geschäftig nach Meinungen, die sein Weltbild stützen.

Mit ihm zu sprechen ist anstrengend, da aus seinen Augen die ganze Gesellschaft heute verrücktspielt und aus zu vielen, manipulierten Gutmenschen besteht. Nichts ist mehr normal, alle sind durchgedreht, gendern um die Wette, wechseln nach Lust und Laune das Geschlecht, waschen sich nicht mehr und kommen mit Jutetasche ins Büro, um die Welt vorm kurz bevorstehenden Untergang zu retten. Total verweichlicht und überempfindlich. Die Männer sind feminin und die Frauen maskulin. Queer, cisgender auf Abruf, LGBT+ Wahn, Menschen die sich in einen anders geschlechtlichen Hund verwandeln wollen, da sie ihre Persönlichkeit durch ihre Pinkelfantasien gegen Baumstämme definiert empfinden… ja wo kommen wir da hin? Oh schöne neue Welt, die solche Bürger trägt!

Deshalb kürt er diese verwahrloste, moderne Gesellschaft zu seinem Feindbild und lässt keine Gelegenheit aus, ihre vermeintlichen Defekte zu kritisieren. Selbstverständlich waren früher alle viel höflicher, man grüßte sich beim Vorbeigehen auf dem Flur, man sagte danke und bitte und die Damen machten einen anständigen Knicks, wenn ein Mann den Raum betrat. Die Menschen respektierten sich noch und halfen einander aus. Sie waren noch normal und hatten normale Probleme. Man hatte Verständnis füreinander, zeigte mehr Humor und nahm nicht alles so bierernst. So wurde nicht gleich zur Personalabteilung gerannt, wenn man einen Hottentotten Witz von sich ließ oder der Sekretärin einen motivierenden Klapps auf den Hintern gab. Vielleicht wurde hin und wieder eine unschuldige Hexe verbrannt – Unschön -Aber wenn, dann immerhin mit Anstand und Würde!

Personenanalyse Schaubild des Nostalgikers

Die Orientierung des Nostalgikers

Das Problem

Der Nostalgiker sehnt sich nach einer imaginären Zeit zurück, die, egal ob sie je so existiert hat oder nicht, nie zurückkommen wird. In der die Burschen noch richtige, kernige Männer waren und die Dirnen unterwürfig und gebärfreudig. In seinem hoffnungslosen Versuch, das Rad der Geschichte rückwärts zu drehen, gibt es wenig Gesprächsgrundlage für zukunftsgewandte Themen, denn er wird sich nicht so leicht von den Vorzügen des „Jetzt und Heute“ überzeugen lassen. Schon gar nicht von einer besseren Zukunft. Auch wenn es vereinzelnd junge Exemplare des Nostalgikers gibt, so wirst Du vor allem im älteren Semester der Firmenbelegschaft Vertreter dieses Genres vorfinden und da kann, schon aus Respekt, einfaches „aus-dem-Weg-gehen“ nicht immer eine Lösung sein. Vielleicht helfen dir aber die folgenden Vorschläge:

Lösung 1: Krieg den Fakenews und der Hetze!

Der Nostalgiker ist oft so griesgrämig, da er alles Negative aus seinem Umfeld aufsaugt. Er weiß, die Zeiten sind schlecht und nun sucht er frenetisch nach Belegen, die seine Meinung untermauern. Harald glaubt nicht an das, was in der Zeitung steht – wenn er denn überhaupt mal eine liest – und auch nicht an die Berichterstattung aus dem Mainstreamfernsehen. Nein, die einzige Wahrheit findet er in dem Social Media-Kanal, den sein Enkel für ihn eingerichtet hat, „Professor Hubba Bubba von der Chewing University auf Honolulu“ erklärt der Menschheit, wie die Welt fernab von den woken Vorstellungen unserer verdorbenen Jugend wirklich funktioniert. Danach wird mit Gleichgesinnten und politischen Internettrolls erstmal ordentlich Dampf in den Kommentarspalten von Beiträgen dieser verdammten Gutmenschen von heute abgelassen. Dadurch wird der Nostalgiker in seiner Blase immer unausstehlicher. Ein autokatalytischer Wutprozess! Um diesen zu unterbinden, musst Du intervenieren! Es gilt: Erkläre Hetze und Fakenews den Krieg!

Dieser Lösungsweg mag nicht einfach sein, viele von uns führen diesen Kampf heutzutage mehr oder weniger vergeblich, aber auch wenn er schwer zu gewinnen ist, so lohnt es sich, ihn zu führen. Das Gute (und oft auch Schlechte) an einem Arbeitsplatz im Büro ist, dass man für gewöhnlich nicht einfach fliehen kann. Aufklärungsversuche wird er abblocken, doch solange die Rationalen unter uns noch in Überzahl sind, besteht Hoffnung, dass er die Außenseiterrolle seiner Meinung wahrnimmt. Der zweite Joker den Du besitzt, ist das mangelnde Technikverständnis des Nostalgikers. Richte ihm doch einfach in einem Moment, in dem sein PC unbewacht ist, seinen Desktop Hintergrund so ein, dass ihm der Newsfeed eines seriösen Nachrichtenmagazins beim Hochfahren in die Augen springt. Tacker ihm das Wochenblatt an den Schreibtischkalender, schalte das Radio auf N24… Wird ihn das überzeugen? Unwahrscheinlich. Aber es kann vielleicht dabei helfen, ihn selbst beim Verbreiten seiner Negativität zu bremsen, da nun die Gegenmeinung im Raum steht.

Lösung 2: Ausweichmanöver

Der Nostalgiker muss nicht immer ein schlimmer Kerl sein, solang es nicht politisch wird, kann er auch ein paar Vorzüge haben, wie wahre Kameradschaft und grenzenlose Vasallentreue, wie man sie sonst nur von einem Hund kennt. Der Vergleich ist gar nicht so schlecht, denn ähnlich wie beim Hund, ist es eine gute Beziehung, wenn sie mit wenig Worten auskommt. Dazu muss man lernen, gefährlichen Gesprächsthemen geschickt auszuweichen oder sie in sichere Kanäle umzulenken. Ist eine Konfrontation unvermeidlich, dann versuche, die Themen zu beschönigen, um nicht zu eskalieren. Anstatt von „Weltkrieg“ spricht man von „den Rangeleien damals bei Opa und Oma“, anstatt von „Flüchtlingsbooten“ von „Wohlfahrtskreuzfahrten auf hoher See“ usw. … Jedoch ist am besten immer noch, Du bereitest dir eine stets zu aktualisierende Liste mit Tabu-Themen vor und umgehst so jegliches gefährliche Gespräch.

Lösung 3: Strategie des Abstoßens

Fühlst Du dich von einem Nostalgiker und seiner Miesepetrigkeit belästigt, weil er dich vom „früher-war-alles-besser“ überzeugen möchte, so kann es eine weitere Lösung sein, dich für ihn als Gesprächspartner so unattraktiv wie möglich zu machen. Der Nostalgiker ist eine Person der alten Schule, er findet dich in der Regel nur dann wirklich interessant, wenn Du für ihn Stärke widerspiegelst. Schnell kannst Du sein Interesse verlieren, wenn Du dich als regelrechtes Weichei präsentierst – Zumindest nach seiner Definition. Klappt das nicht, versuche ihn mit seinen Alpträumen zu verunsichern. Frage ihn, wo die Divers-Toilette ist. Wirb für einen Austausch der Autobahn mit einem Fahrradweg. Kläre ihn darüber auf, dass man Schaumkuss nicht mehr sagen darf, weil es Menschen mit Tollwut beleidigen würde… entweder er versteht, dass Du dich über ihn lustig machst oder er fühlt sich so verunsichert, dass Du ihn in die Flucht schlagen kannst. In beiden Fällen wird er dich fortan meiden und Du hast deine Ruhe.

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