Niedergang.
Ach, wie herrlich ist der Augenblick. Könnte die Zeit nur stehen bleiben und die wallenden Glücksgefühle ewig währen. Aber … können sie das denn nicht? Ich sage „Sie können es!“.
Lasse den Glücksmoment nicht einfach vorüberziehen. Halte an ihm fest. Lehne dich zurück und genießen ihn. Verinnerliche ihn. Drücke auf Pause. Nimm den Fuß vom Pedal. Lasse dich treiben. Frage nicht, tu es einfach! Gut so. Und nun … Spürst Du es?
Die Welt hält an, und das Hochgefühl wird für immer bleiben. Ein ununterbrochener Genuss. Alle Sorgen der Zukunft werden nichtig. Ein Leben in Glücksekstase. Fühl nur, wie schön ist dieser Augenblick!
Halt, etwas stimmt hier nicht! Etwas ist faul. Etwas kratzt an der Sphäre des Glücks. Nur was?
Es ist dieser Moment, der stinkt. Und es ist meine Schuld. Ganz recht, ich habe ihn verdorben. Ein Glücksmoment ist zerbrechlicher als Eierschale. Als ich „Sorgen der Zukunft“ erwähnte, fing der Niedergang an. Unausweichlich schlich sich Unbehagen in dein Herz. Es tut mir leid.
Kann passieren. Doch ich bin dabei, es noch schlimmer zu verbocken. Ich halte dich in einer halbgaren Glücksschleife der Nostalgie gefangen. Einem von vornerein zum Scheitern verdammten Versuch, am Glücksmoment solange festzuhalten, bis ihm die Zeit den Zauber raubt.
Vorher warst du glücklich. Nun haben sich Zweifel aufgebaut. Du fragst dich: „Was will dieser kauzige Autor von mir? Ich war froh und unbedarft! Doch dann habe ich den Fehler gemacht, diesen blöden Text anzufassen! Welch idiotischer Einfall, meinen Glücksmoment künstlich in die Länge ziehen zu wollen! Mir wäre es besser gegangen, hätte er die Seite leer gelassen! Nun hält er mich emotional als Geisel gefangen, denn ich kann an diesem Punkt unmöglich mit dem Lesen aufhören!“
Du hast recht. Ich habe dir deinen Glücksmoment ruiniert. Ich bin untröstlich. Ich versuche es wieder gut zu machen. In dir glimmt sicherlich gerade die Ungeduld auf. Ich komme besser sofort zum Punkt, denn ich spüre, wie uns das Glück immer schneller aus den Händen rinnt.
Schalte das Gehirn ab, starte es neu und denke an etwas Schönes. Einen Südseestrand, entspannendes Wellenrauschen, zwitschernde Vögel, eine frische Brise auf der Haut. Glück.
Oje, ich merke schon, ich mache alles nur noch schlimmer. Glücksgedanken aus der Wohlfühlgefriertruhe, randvoll mit oberflächlichen Klischeebildern, funktionieren selten. Von deiner Freude ist nichts geblieben und nun beklagst du die verlorene Zeit. Anstatt sie mit meinen Worten zu vergeuden, hättest du zumindest etwas Nützliches machen können. Den Abwasch zum Beispiel, Hausputz, Gartenarbeit, Abrechnungen, Kaffeekränzchen mit den Schwiegereltern…
Verdammt, mit diesen Assoziationen habe ich die Stimmung auf den Tiefpunkt gebracht. Das Glück ist lästigem Pflichtbewusstsein gewichen. Du hast die Schnauze voll und fragst dich, wie du meiner abwärts führenden Spirale entkommen kannst? Mit meinem Versuch, dich auf deiner Wolke zu halten und das Leben genießen zu lassen, habe ich alles verschlimmert? Dennoch höre ich nicht auf und komme immer wieder mit demselben Mist?
Da irrst du dich! Mich trifft keine Verantwortung! Nun gut, ich habe versagt. Emotionen lassen sich kaum konservieren. Aber du allein bist für deine Zeitverwendung und Zeitverschwendung verantwortlich. Alles obliegt nur dir! Du kannst jeder Zeit dem Spiel ein Ende setzten, du musst dich nur abwenden und das tun, was dich wieder fröhlich macht. Jetzt und sofort! Selbst diesen Satz musst du nicht zu Ende les…