Crazy Colleague 6
Der Lebemann

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CC6 - Der Lebemann

Die Geschichte des Kollegen

„Hakuna Matada und YOLO, mein Freund!“ Das Leben ist wie ein guter Wein, je älter man wird, desto besser schmeckt es und umso teurer kann man es verkaufen!

Gefährlich:  30

Nervtötend:  60

Kompetitiv:  05

Inkompetent: 60

 

Der Kollege

Hakuna Matada – welchen Einfluss Timon und Pumba aus Disneys König der Löwen damals wohl auf Persönlichkeiten wie den klassischen Lebemann in der Firma gehabt haben? Wahrscheinlich nur einen geringfügigen, denn Lebemänner gibt es schon seit Angedenken der Zeit. Allerdings dienen ihnen die beiden Zeichentrickfiguren sicherlich als weitere Inspirationsquelle dafür, wie man lustig und leichtfüßig durchs Leben laufen kann, ohne sich von den groben Alltagsgeschehnissen allzu sehr aufrauen zu lassen. Mit zunehmendem Wohlstand in unserer Gesellschaft setzt sich immer mehr die Philosophie durch, dass der Arbeitsplatz in erster Linie einen Ort der Selbstverwirklichung für uns darstellt. Wir arbeiten nicht nur für die Firma, die Firma arbeitet auch für uns. Mag der Lebemann auch arm sein und einen Elendsjob haben, er wird diese Philosophie dennoch konsequent verfolgen, denn dank Wohlfahrtsstaat und Generationenverschuldung, hat er keinen Hunger mehr zu befürchten. Es ist nicht wahr, aber das denkt sich Ben zumindest. In der heutigen „YOLO-Generation“ (You Only Live Once) wird die Idee, dass das Büro nicht weniger als eine kreative Spielwiese für die eigene Entwicklung ist, nicht mehr als ein Absurdum gesehen. Das hat ja durchaus sein Gutes. Allerdings gibt es immer auch Kollegen, die es mit der „dolce vita“ übertreiben. Hier sprechen wir dann von ihm, dem Lebemann.

Das Leben des heutigen Lebemanns gleicht einer Spektakelachterbahn. Ben preist digitalen Detox, geht am Wochenende Wildwasserfahren in den Niagarafällen und danach Bergsteigen auf dem Himalaya. Das Leben wird genossen, so wie es ist und keine Möglichkeit etwas zu erleben, wird ausgelassen. Dabei ist er sich aber selbst nicht sehr konsequent, denn in Wirklichkeit ist Instagram sein zweites Zuhause. Wozu täte er den ganzen Aufwand, wenn nicht auch dazu, um die anderen von seinem großartigen Leben zu überzeugen und ihnen gleichzeitig die Tristesse ihres routinierten Roboterdaseins unter die Nase zu reiben? Auch wenn Ben es nie zugeben würde, so ist er doch ziemlich eitel und braucht die Bestätigung seiner Mitmenschen. Er benötigt viel Aufmerksamkeit, denn sie ist der Brennstoff, der ihm seinen jugendlichen Lebensstil aufrechterhalten lässt. Im Zeitalter der Sammler von digital abgehakten Händen, die das Daumen nach oben Zeichen machen, kontrolliert er im Geheimen ständig, wieviel Bestätigung er mit seinen Veröffentlichungen gewinnen kann. Dabei ist ihm keine „Likes“-Zahl genug. Es ist wie in der Wirtschaft, die Menge muss immer stärker anwachsen, sonst droht eine Krise und der Lebemann transformiert sich in Midlife-Crisis-man.

Was macht der Lebemann in Gefangenschaft? Im Büro kann Ben recht anstrengend sein, denn ordentlich verrichtete Arbeit passt so gar nicht zu dem von ihm proklamierten Lebensstil. Er zeigt wenig Interesse für die Materie und schweift in Gedanken immer in ferne Welten ab. Eigentlich will Ben Lebertran-Wetttrinken mit Eskimos machen, mit Delphinen um die Wette schwimmen und schnattern, sich mit Steppenvölkern den Wolf tanzen und an den Rücken bunter Kröten lecken, um den Regenwald in eine Disko zu verwandeln. Kurzgefasst, er will ganz das Gegenteil von den Annehmlichkeiten, die ein gemütliches Büro bieten. Ein wenig fühlt er sich wie der Wilde aus „Schöner neuer Welt“, gefangen in einer Gesellschaft, die keinen Platz für ihn bietet. Aber die Sensationsarmut des Alltags weiß er überzeugend hinter einer Maske der guten Laune zu verstecken und mit der Suche nach Abenteuern am Arbeitsplatz zu kompensieren. So interessiert er sich weniger für seine Aufgaben und umso mehr für die Menschen. Dies kann den Fluss an wichtigen, von ihm auszufüllenden Dokumenten verlangsamen bis trockenlegen, aber für seine Kollegen in einigen Situationen auch durchaus ein Vorzug sein. Wollen wir nicht alle ab und zu mit einem lebendigen Menschen zwischen all den Zapfsäulen bei der schnöden Arbeit sprechen?

Zu was ist Ben bei der Arbeit also gut? Auf Grund seiner Arbeitseinstellung handelt es sich beim Lebemann in der Regel nicht um einen Fachmann im klassischen Sinne. Eher um einen Experten dafür, wie man trotz körperlicher Präsenz, der tristen Arbeitswelt mit dem Geiste entfliehen kann. Dadurch vereint er jedoch auch viel Unmut auf seine Person. Da ist derjenige, der sich von ihm gestört fühlt und das Fehlen von Professionalität an ihm bemängelt. So mancher beneidet den Lebemann insgeheim seiner mentalen Freizügigkeit und dass er sich so viel Freiheit gönnt. Ein anderer wiederum ist unzufrieden mit dessen Arbeitsperformance, fühlt sich von ihm und seinem Auftreten abgelenkt, genervt oder verunsichert. Wie steht es mit dir?

Die Orientierung des Lebemanns

Das Problem

Das exzentrische Wesen des Lebemannes kann auf viele Arten für Spannungen im Büro sorgen. Vielleicht haben deine Kollegen nun schon zwanzig Jahre der Routine und des schnöden Alltags hinter sich und Kind und Kegel zuhause rauben die Energie und Zeit, um abenteuerliche Dinge zu unternehmen – Wie kann sich der Lebemann nur so erdreisten, entgegen der Philosophie des kleinen Mannes, der vom Eigenheim mit Waschmaschine träumt, zu leben? Noch wieder andere fühlen sich – manchmal wohl auch zu recht – direkt vom Lebemann belästigt. Einfach aus dem Grund, dass er als Rampensau gern im Mittelpunkt steht und denkt, sich alles, was das Leben bietet, so mir nichts, dir nichts nehmen zu können. Klar, hätte die Mona Lisa schon Instagram gehabt, wer hätte es ihr verdenken können, wenn sie ihr Lächeln der Welt zeigen wollte? Am Arbeitsplatz kann Exzentrik jedoch problematisch werden. Das kann zu Versuchen führen, jedem seine jugendliche Lebensphilosophie mit dem nackten Hintern ins Gesicht aufdrücken zu wollen. Oder sich auch in exzessiven Flirtversuchen widerspiegeln, da die Sekretärin so viel hübscher ist, als der Aktenordner, den sie trägt. Aber mal von all dem abgesehen, auch wenn Ben anständig ist – egal wie euer Arbeitsverhältnis auch ausschaut, gerade Arbeit ist wohl das Letzte, was Du von ihm erwarten kannst. Also stelle besser keine hohen Erwartungen an ihn und probiere es im Umgang mit einem der folgenden Ansätze!

Lösung 1: Schnüffel Lachgas

Der Lebemann regt dich auf? Du erträgst seine unbekümmerte Frohnatur nicht? Und dass, obwohl Du beruflich wenig mit ihm zu tun hast und nicht von seiner Arbeitsleistung abhängig bist? Dir geht sein Gehabe einfach gehörig gegen den Strich? Ist dies der Fall, so liegt das Problem vielleicht gar nicht bei ihm, sondern eher bei dir. Wenn deine Arbeit es zulässt, warum schneidest Du dir nicht ein Scheibchen von ihm ab? Natürlich ist es nur bedingt ratsam, seine Arbeitsphilosophie zu kopieren, aber im Grunde hat er ja gar nicht so unrecht: Das Leben ist kurz, nimm es mit Humor! Sollte es dir schwerfallen, etwas lockerer zu sein, dann zwinge dich dazu, ein bisschen zu lachen! Suche in ruhigen Momenten bewusst seine Nähe und lerne von ihm, lass ihn dein „Lachgas“ sein. Aber vermeide es, dieselben Fehler wie er zu machen. Mit ihm hast Du ein perfektes Pilot-Experiment in der Firma, einen Guru, bei dem Du dir abschauen kannst, an welchen Kanten er sich stößt. So lernst Du, in welchen Situationen Du dir Freiheiten mit der Professionalität erlauben kannst und wo Du doch lieber die Krawatte stramm trägst. Lernen tun wir nicht immer nur von Experten der Quantenphysik, auch die Lebensphilosophie ist ein nobles Fach!

Lösung 2: Benutze Geschenkpapier

Solltest Du der Vorgesetzte des Lebemannes in einem Projekt sein oder ihm gar übergestellt, so musst Du natürlich anders vorgehen. Dann wirst Du nicht viel damit erreichen, wenn Du sein Verhalten kopierst, aber genauso wenig, wenn Du ihm ganz streng von der Wichtigkeit des Projektes predigst. Vielleicht strengt er sich einen Moment lang an, aber schnell wird er wieder die Lust am geordneten Arbeiten verlieren. Um seine Motivation zu steigern, muss das Drumherum stimmen. Wie Geburtstagsgeschenke in Geschenkpapier verpackt werden, müssen auch die Workpackages eures Projektes nicht grau und trist daherkommen, sondern bunt und spaßig. Verwende in Gesprächen mit ihm einen humorvollen Ton, verkaufe die Projektmeilensteine als spannende Abenteuer (was zugegebener Weise, manchmal schwerfallen kann) und sorge für kleine Belohnungen und Aufmerksamkeiten. Aus „Kunden Consulting“ wird „Pferdeflüstern“, statt „Krisen Management“ macht ihr den „Tanz auf dem Vulkan“! Gib der Arbeit ein bisschen YOLO-Flair wann immer möglich und staune über die Veränderung in der Arbeitsmoral des Lebemannes.

Lösung 3: Digital Detox - aber richtig!

Sind dir die ersten beiden Lösungsvorschläge zu entgegenkommend und diplomatisch, so versuche es auf die harte Tour und packe ihn dort, wo es ihm am meisten schmerzt – am Instagram Account, seinem persönlichen Block oder den sonstigen Selbstdarstellungsplattformen, die er verwendet. Mit großer Sicherheit liefert er in seiner Naivität dort von sich aus schon genügend Angriffsfläche, um sich das Leben schwer zu machen, z.B. wenn er während seiner Krankschreibungen Fotos von sich beim Bungeejumping in den Stromboli veröffentlicht oder davon, wie er sich bei der Firmenfeier halb nackt mit roter Nase beim Ententanz selbst schikaniert. Du musst wahrscheinlich gar nicht zu drastischen Maßnahmen wie Anschwärzen oder Erpressen greifen, kleine, subtile Anspielungen in seiner Gegenwahrt können schon reichen. Willst Du nicht ganz so hinterhältig sein, kannst Du ihm auch einfach seine Selbstdarstellung sanktionieren. Drohe ihm mit einem von fünf Sternen: Oftmals fürchtet er allein die Aussicht auf eine schlechte Rezension seines Abenteuertrips oder Sonntagsoutfits schon genügend, um mit dir in Verhandlung zu treten. Somit hast Du ihn praktisch in der Hand, egal ob Du ihn dazu bewegen möchtest, sich bei der Arbeit mehr anzustrengen oder dir den Buckel hinunter zu rutschen, solang Du als Kunde deine Rezension noch nicht abgeschickt hast, bist Du König!

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