Crazy Colleague 5
Der Roboter

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Die Geschichte des Kollegen

„Wir laden unsere Batterie, jetzt sind wir voller Energie – Wir sind die Roboter. Wir funktionieren automatik, jetzt wollen wir tanzen mechanik – Wir sind die Roboter. Wir sind auf alles programmiert, Und was du willst wird ausgeführt – Wir sind die Roboter.“ – Kraftwerk

Gefährlich:  10

Nervtötend:  10

Kompetitiv:  70

Inkompetent: 35

 

Der Kollege

„Piiiiiiep, piiiiiiep, ALARM, ALARM! Brüheinheit entfetten, Brüheinheit entfetten!“ Nein, keine Sorge, das ist weder eine Weltuntergangsmaschine, die kurz vor der Selbstzerstörung steht, da jemand den roten Knopf gedrückt hat, noch ist es Robocop, der in den Killermodus wechselt. Es ist nur die Kaffeemaschine, die sich meldet, um gereinigt zu werden. Auch wenn es zwischen Menschen und Maschinen wenige Parallelen gibt, so hat ihre Art der Kommunikation dennoch eine gewisse Ähnlichkeit mit ihm, dem Roboterkollegen. Auch seinen Kopf könnte man mit ein bisschen Phantasie als Brüheinheit bezeichnen, welche die wichtigen Befehle aufnimmt, sie einmal heiß aufbrüht, und anschließend schnell als lauwarme Plörre entsorgt. Damit sie funktionsfähig arbeitet, wird sie regelmäßig vom zurückbleibenden Gedankenmüll, entfettet. Hier stellen wir ihn vor, den funktionstüchtigsten aller Kollegen, den Büroarbeiter VPSFSA2024 (Voll-Programmierter-Super-Fleißiger-Sonder-Angestellter 2024). Die personifizierte Schnittstelle zwischen Biologie und Robotik, ein Cyborg wie aus einer Welt von Asimov entflohen. Halb Mensch, halb Kaffeemaschine! Kaffeeproduktion am Fließband, nicht mehr und nicht weniger!

Während die Kreativen und Freigeister unter den Kollegen nicht viel mit der Maschinenhaftigkeit Alexos, dem Roboter, anfangen können, so wird sein Profil von der Obrigkeit durchaus geschätzt. Vor allem bei denjenigen, die eine ganz klare Erwartungshaltung an ihre Untergebenen haben. Alexo ist ein Traum für jeden Projektmanager und Controller, der seine Performance in Torten oder Balkendiagramme quetschen möchte, denn er ist absolut berechenbar. Sagst du ihm, dass er um 8:18 morgens zur Arbeit auf der Matte stehen soll, so kannst Du deinen Hintern drauf verwetten, dass er genau zu dieser Zeit präsent ist, nicht früher und nicht später. Je nach Modell besitzt der Roboter ein Fehlerintervall von plus/minus einer oder zwei Minuten, aber immer noch exakt genug, um die Gruppenmeetings nach ihm zu stellen.

Im herstellenden Gewerbe, aber auch bei dem Abwickeln von Routinearbeiten im Büro, fragen sich die Arbeitgeber, warum sie überhaupt Geld in die Automatisierung investieren sollten, wenn sie doch schon einen oder mehrere solcher menschlichen Roboter wie Alexo in der Firma haben. Dieser fleischmechanische Kollege bewerkstelligt monotone Arbeit nicht nur in Rekordzeit, sondern fühlt sich von ihr sogar angespornt.  Konfetti nach Farben sortieren, Längenunterschiede bei einzelnen Spaghetti nachmessen oder die Anzahl beschriebener Zellen in einer Excel-Tabelle nachzählen, um sicherzugehen, dass das Programm auch ja alles richtigmacht – Das wären alles Aufgaben, die er wie kein anderer meistern würde. Er ist eine moderne, vollautomatisierte Version des Aschenbrödels, mit dem geringen, aber angenehmen Unterschied, dass er sein Schicksal mit höchster Professionalität annimmt und keine Ambitionen hegt, sich einfach mit einem Prinzen aus dem Staub zu machen.

Neben der Eigenschaft, verlässlich bei der Arbeit zu sein, ist er auch unheimlich exakt. „AAAALexoooo, wie wird das Wetter heute?“  -„21,35 Grad, durchschnittlich, mit einer Graupelschauerwahrscheinlichkeit von 23 %!“. Bei Feierlichkeiten im Pausenraum, bittet man ihn gerne, die mitgebrachten Ernährungsgüter zu verteilen, denn seine Präzision ist eine Garantie gegen ausbrechenden Streit, weil sich jemand bevor- oder benachteiligt fühlt. Trägt man ihm auf, den vom feierlustigen Kollegen mitgebrachten Schokoladen-Fettglasurkuchen mit Sahne anzuschneiden, so kann man sich sicher sein, dass keiner der Anwesenden auch nur eine Kalorie mehr oder weniger als ein anderer aufnehmen wird. Jedes Tortenstück wird krümelgenau der Form der anderen entsprechen. Selbst die Cocktailkirsche im Tortenzentrum wird mit winkelgleichen Schnitten in gleichgroße Portionen zerlegt. Der Sekt wird tröpfchenweise verteilt, sodass alle Gläser denselben Pegelstand aufweisen. Der Markenkaffeemaschine brüht vor Neid schon die Brüheinheit durch!

Genauso effizient wie seine Arbeitsweise, ist auch seine Kommunikation, wenn manche sie auch als mechanisch und beklemmend empfinden. Er liebt unvollständige, kurze Sätze mit denen er ohne Schnörkel das Notwendigste kommunizieren kann. Allerdings trägt sein Mangel an Konversationsfreude nicht sonderlich zur Unterhaltsamkeit von Gesprächen bei, z.B., wenn er auf ungefährliche Fragen wie „Hattest du ein schönes Wochenende?“ mit einem „Ja.“, gefolgt von einer ewig währenden Stille antwortet. Was Alexo hingegen überall beliebt macht, ist, dass er 99 von 100 Bittgesuchen mit einem „Wird gemacht“ beantwortet, aber, rund genommen, allenfalls eine Halbe mit einem „Nein“ ablehnt. Dies macht ihn jedoch auch zu einem leichten Opfer für Menschen, die sich schon immer eine vollautomatisierte Lösung für wenig geschätzte Arbeiten gewünscht haben und skrupellos die Gutmütigkeit oder eher die mechanische Gehorsamkeit des Roboters ausnutzen. 

Problematisch ist der Roboter bei Team-Building-Events. Während seine Pünktlichkeit noch sehr geschätzt ist, fällt sein Mangel an Flexibilität hingegen öfters ungemütlich auf, denn der perfekte Abend muss für ihn nach Protokoll verlaufen. Wichtige Fragen, zum Beispiel ob zuerst Kaltgetränke oder Schnittchen serviert werden, ob die Sitzordnung alphabetisch, nach Alter oder Geschlecht zu erfolgen hat und ähnliche, qualifizieren ihn vielleicht zur Arbeit als ausgezeichneten Wedding-Planer, verleihen aber dem entspannten Abendausgang eine unbekömmliche Schwere. Spaß kommt leider noch nicht aus dem Automaten, sondern wird bei der Arbeit immer noch vor allem von verrückten Kollegen produziert. 

Die Orientierung des Roboters

Das Problem

Einen Roboter zu benutzen ist eigentlich nicht so schwer, es bedarf nur der richtigen Bedienungsanleitung und Programmierung – Sollte man meinen! In der Realität sieht es oft ganz anders aus. Spult der Roboter erst einmal sein Programm ab, dann ist es schwer ihn zu stoppen. Oft versucht er wie eine künstliche Intelligenz das Ziel auf einfachstem und direktestem Wege zu erfüllen, ohne sich Gedanken über die Konsequenzen seines Tuns zu machen. Ist er auf die Beschaffung von Eis programmiert, so würde er das Gefrierfach per Schlauch mit Wasser füllen und alle Lebensmittel draußen verderben lassen. Als Kapitän der Titanic würde er willentlich erst den ersten und dann – falls möglich – auch noch den zweiten und dritten Eisberg rammen, nur um die Menge an Eis zu maximieren, ohne sich darum zu scheren, dass das Schiff so noch schneller sinkt. Flexibilität ist das Letzte, was Du dir von Alexo erwarten kannst, also hüte dich vor spontanen Plänen mit ihm. Wie Du den vollautomatisierten Kollegen dennoch für deine Pläne nützlich einspannen kannst, erfährst Du in den folgenden Lösungsvorschlägen!

Lösung 1: Programmiere eine Sicherung ein

Bist Du der Vorgesetzte eines Roboters, willst ihm vielleicht der guten Kollegialität halber helfen oder bist gezwungen mit ihm zu arbeiten? Dann denke daran, der Roboter braucht Routine und ein präzises Protokoll, um gut zu funktionieren, soviel sollte klargeworden sein. Befindet sich sein Zug auf einem Gleiß, so ist es schwierig die Richtung nach links oder rechts zu ändern, solange Du beim Streckenentwurf nicht schon für ein Relais vorgesorgt hast, dass es dir erlaubt, ihn umzulenken. Also ist es immer ratsam, ein Ersatzprotokoll zur Hand zu haben. Du kannst ihm nicht einfach sagen, „lass das sein, von jetzt an wird improvisiert!“. Nein, es ist wichtig, dass eine detaillierte, durchgeplante Alternative für ihn bereitliegt. Es ist viel zielführender, wenn Du auf folgende Weise mit ihm sprichst: „Höre von nun an auf, die Fugen der Planirrmaschine mit der Zahnbürste zu reinigen, von heute an wird das Säuberungsprotokoll 8 Paragraph 2,3 und 4 unter Vorsehung eines Pinsels der Norm DIN 2587 und Anwendung geeichter Streichbewegungen im Winkel von 67° nach der wissenschaftlichen Abhandlung von Prof. Puschelnov „Einführung in die Feinstmechanik kleiner Putzutensilien“, aktiviert. Ohne Lamentieren wird er von nun an einen Pinsel statt der Zahnbürste zum Reinigen der schwer erreichbaren Fugen verwenden und die sonst so ölverschmierten Industrieutensilien werden wie noch nie zuvor im Glanz erstrahlen! Schon hat sich dein und sein Leben verbessert.

Lösung 2: Lade seine Batterien auf

Nein, nein, nein,… steck ja nicht seine Finger in die Steckdose, davon geht er garantiert kaputt und die Garantie des Roboters ist schon abgelaufen! Ölen ist auch nicht angebracht – zumindest kein Motoröl. Im Büro ist die schwarze Schmiere nicht gern gesehen und könnte auf die guten Möbel abfärben. Sonnenblumenöl oder Olivenöl können schon eher einen positiven Effekt haben. Die sind gesund und besitzen viele, nützliche Ballaststoffe. Aber wir schweifen zu sehr vom Wesentlichen ab. Mit „Lade seine Batterien auf“ ist hier eine eher mentale Energie gemeint. Der Roboter verfällt schnell in sein Schema und spult sein routiniertes Programm ab, sodass man leicht vergisst, dass er in Wirklichkeit gar kein echter Roboter ist, sondern… naja, sagen wir mal ein Cyborg! Ja, es ist wirklich wahr, Du kannst es ruhig glauben, der Roboter hat ein Herz und Gefühle! Gerade weil er so auf die Arbeit fixiert ist und sich so wenig mit emotionalem Ausgleich belohnt, ist es umso wichtiger, ihm zu helfen und dafür zu sorgen, dass sein Robotertum entlohnt wird, damit er auch langfristig einen Sinn in seinen Aktivitäten sieht. Auf welche Art Du ihn motivierst, ist dir überlassen. Mache ihm zum Beispiel Geschenke, wie sie einem Roboter gefallen könnten: Ein Arbeitskalender, in dem Du ihm auch schon die Hausarbeit fürs Wochenende vorgeplant hast; eine Cäsium-Atomuhr, mit der er sich auf Femtosekunden-Basis organisieren kann; eine Trommel, wie sie auf Galeeren genutzt wurde, um mit rhythmischen Schlägen die Sklaven zu synchronisieren. Sei dir nur bewusst, dass Du dir eine emotionale Rückmeldung von ihm nicht erwarten kannst, mehr als ein „D-a-n-k-e. PUNKT“, wird nicht drin sein. Knapp, aber zumindest ehrlich gemeint!

Lösung 3: Industrie 4.0 !

Willst Du den Roboter unterstützen oder seine Effizienz optimieren, dann sorge dafür, dass seine Arbeit im richtigen Arbeitskontext stattfindet, d.h. er nicht in eine anarchische Struktur integriert wird, die seine Schaltkreise überfordern und zu einer Überhitzung führen. Industrie 4.0 ist das Schlagwort, er muss in eine perfekt durchgeplante Arbeitskette integriert werden. Das Robotern darf nicht mit ihm anfangen und aufhören. Wie ein Fußballtrainer nicht einfach immer die begabtesten Spieler aufs Feld schickt, sondern ein System finden muss, indem 11 Spieler in Synergie das Beste aus den Schlappen herausholen, so können sich auch die Mechanismen im Büro bis zu einem gewissen Level dem Roboter anpassen. Stellst Du 11 Roboter in einer Reihe auf, so gewinnst Du sicherlich kein Fußballspiel, aber wenn das Haus brennt, können sie eine flüssig laufende Löschkette deiner Probleme bilden! Allerdings können sie auf sich alleingelassen wohlmöglich nicht viel mehr als das. Die richtige Ausbalancierung von Menschen und Robotern, d.h. Planern, Repräsentierenden, Ausführenden, usw. kann zu großartigen Resultaten führen und alle glücklich stimmen. Sind die Charaktere im Büro aber zu unterschiedlich, dann paare den Roboter mit Persönlichkeiten, die nach Arbeitsoptimierung streben und weniger mit denen, die einen hohen Bedarf an kommunikativen Streicheleinheiten besitzen. Davon profitieren beide Seiten!

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