Crazy Colleague #16
Mr. Langfinger

Die Akten - Deutsch - English - Italiano

Der 16 Kollege der Serie Deutsch
Der 16te Kollege aus der Reihe in englischer Sprache
Der 16te Kollege auf italienisch

Die Geschichte des Kollegen

Bist du nur einen Moment nicht auf der Wacht, hat er sich schon an deinen Locher gemacht. Scheren, Stifte, Notizblock und Papier, entwendet er in beispielloser Gier. Mr. Langfinger geht um!

Gefährlich:  70

Nervtötend:  70

Kompetitiv:  20

Inkompetent: 45

 

Der Kollege

Sirenen heulen, Hunde kläffen und Scheinwerfer suchen die Mauern des Firmengeländes ab. „Dort ist er!“, brüllt der Sicherheitsmann und sprintet los. Die schwarze Gestalt schreckt auf. Ihren großen braunen Sack wirft sie sich schwungvoll über die Schulter und dann rennt sie wie von der Tarantel gestochen. Sie versucht in schnellen Schritten über die Grenze des Geländes zu entfliehen. Die Lage ist brenzlig, der Ganove scheint zu entkommen. Doch zum Glück gibt es auch Helden auf der Arbeit. Bevor der Dieb vollends über die Mauer klettern kann, erreicht die Wache, die Dwayne „The Rock“ Johnson zum Verwechseln ähnlich aussieht, noch das Bein des Schuftes, hängt sich mit all seinem Gewicht an dessen Fußknöchel und beide fallen zu Boden. Geschnappt! Das war gerade noch einmal gut gegangen, Rettung in letzter Sekunde. Während der unschädlich gemachte Gauner in Handschellen abgeführt wird, ist der herbeigerufene Abteilungsleiter eingetroffen. Eine Sekunde lang tauschen sie eiskalte Blicke aus. Er kennt den Dieb. „Ede, von dir hätte ich es mir nun wirklich nicht erwartet!“.  „Es ist nicht wie es zu sein scheint!“, waren seine letzten Worte.

Der Abteilungsleiter reibt sich in die Hände und öffnet im Beisein des stolzen Wachpersonals den prallen, braunen Jutesack. Ruckweise schüttet er dessen Inhalt auf dem Boden aus. Wer hätte das gedacht? Im Inneren des Sackes befinden sich alle in den letzten Tagen als vermisst gemeldeten Gegenstände: Stifte, Lineale, Tassen, Scheren, Locher, Hefte, Radiergummi, Klebestreifen und auch Büroklammern. „Saubere Arbeit, Jungs!“, lobt der Abteilungsleiter das Wachpersonal, „so schnell hält uns Ede – oder solch ich besser Mr. Langfinger sagen? – nicht mehr zum Narren! Die nächsten zehn Jahre wird er in einer Strafanstalt schuften, um seine Schulden bei uns zu begleichen! Wenn es euch beliebt, peitscht ihn vorher noch etwas aus, es soll ihm schließlich eine Lehre sein!“. Doch Dwayne, ein Mann der Ehre, lehnt die Peitsche ab. Er wird die Fäuste sprechen lassen. Der blutrote Vorhang zieht sich zu.

Dieser Film wurde dir präsentiert von: Deinem Gehirn. Und zwar in einem dieser Momente, in dem Du die ganze Welt verfluchst, weil dir schon wieder ein kleiner, persönlicher Gegenstand abhandengekommen ist und Du dir nichts sehnlicher wünscht, als dass es jemanden gäbe, der für Recht und Ordnung auf der Arbeit sorgen würde. Doch leider bemisst sich der Wert der Dinge, die regelmäßig, aber sicher von deinem Schreibtisch verschwinden, nur auf deiner sentimentalen Skala in den oberen Preiskategorien. Für eine Firma, die kontinuierlich den Wert ihrer Büroartikel und auch die Motivation der Mitarbeiter über die Zeit abschreibt, besteht kein Bedarf, den kleinen Gelegenheitsgaunern nachzugehen. Deshalb wird es für dich leider kein Happy End wie im anfangs präsentierten Kopfkino-Film geben.

Dabei wäre es in der Realität nicht einmal schwierig Ede als Mr. Langfinger zu enttarnen. Denn oftmals beginnt sein Gaunern auf „die ehrliche“ Art und Weise. „Entschuldigung, darf ich mir für eine Sekunde deinen Kuli ausleihen?“. Schwupps, ward der Kuli nie mehr gesehen. Von nun an weiß er, dass Du Widerworte geben könntest und in Zukunft stellt er dich nur noch vor vollendete Tatsachen. „Ich leih mir mal eben deinen Ratzefummel aus, danke!“. Auch dieser ist verloren. An deinen bösen Blicken kapiert er, dass es nicht mehr angebracht wäre zu fragen. Aber das ändert nichts. Die Geisterhandphase ist angebrochen, Dinge verschwinden von alleine. Auch wenn Du weißt, wer sie genommen hat, so fehlen dir Beweise. Auf seine Kooperation kannst Du nicht bauen, er wird immer alles abstreiten.

Wahrscheinlich, würde es von Seiten des Übeltäters nicht einmal Einsicht geben, solltest Du ihn eines Tages in flagranti erwischen. „Hab dich nicht so, ist doch nur ein Stift, ich gebe ihn dir ganz bestimmt gleich zurück!“. Eben nicht. Ede ist ein manischer Dieb und gibt nie etwas zurück. In einem Büro, in dem es regelmäßig Nachschub an spannenden Drogerieartikeln gibt, lebt es sich wie eine Made im Speck nach Ablauf dessen Verfallsdatums für ihn. Ein wahres Schlaraffenland, auch wenn die ganze Sache stinkt! Solange Du ihn nicht auf frischer Tat ertappst, ist nichts vor ihm sicher und es kommt auch garantiert nie etwas zurück.

Wie konnte es soweit kommen, dass er diesen manischen Drang zum Stehlen entwickelte? Keiner weiß es so genau. Vielleicht wurde er schon im Sternzeichen der Elster geboren oder er hat auf dem Schulhof gelernt, dass sich mit geklauten Stullen mehr und einfacher Geld machen lässt als mit dem Rasenmähen beim Nachbar. Dabei ist er garantiert kein Schulhof-Bully, sondern eher ein Ninja ohne Ehre, der im Schatten agiert und günstige Gelegenheiten zum Zugreifen sofort erkennt. Er arbeitet mit den langen Fingern und nicht mit der Faust. Für ihn scheint das Klauen ein Sport zu sein und er hat auch kein Auge für den Wert der Dinge. Wie ein Pirat in Kapitän Iglus Fischstäbchenfabrik, hält er selbst minderwertige Ware für Goldbarren und bedient sich. Ein Gewissen hat er nicht, dass hat er wahrscheinlich einst beim Teufel gegen eine Hand voller Stecknadeln, Anspitzer oder Kugelschreiberminen eingetauscht. Auch wenn die Schäden, die er anrichtet, nicht groß sein mögen, so sind sie eine kontinuierliche Plage und die gesamte Abteilungsmoral kann unter seinen Raubzügen leiden.

Die Persönlichkeitsgrafik vom 16ten Kollegen

Die Orientierung des Mr. Langfinger

Das Problem

Es ist nicht der Verlust an materiellen Werten, der dir zu schaffen macht. Vielmehr ist es der Hauch von Anarchie und Regellosigkeit, den Mr. Langfinger in die Firma bringt, der das Arbeitsklima vergiftet. Wie kann sich jemand an einem Ort zuhause fühlen, in dem andauernd die eigenen Habseligkeiten verschwinden? Solange Du nicht ein abgehärteter Ausnahmefall bist, dir zum Beispiel kleine Kinder, einen gefräßigen Hund oder einen raffgierigen Hamster zu Hause hältst, die dich daran gewöhnen, dass Dinge gern Mal verloren gehen, sollte das mysteriöse Verschwinden deiner Besitztümer dir alles andere als ein heimeliges Gefühl vermitteln. Die Alarmstimmung, die Ede in dir hervorruft, kann dich paranoid machen. Überall lauern Trittbrettfahrer. Und dein Misstrauen wird sich früher oder später auch auf unschuldige Kollegen projizieren, bis Du irgendwann keinem mehr vertraust und alle verdächtigst. Darum ist es besser, Mr. Langfinger früh zu stoppen. Einige Anregungen wie dies möglich sein könnte, findest Du im Folgenden.

Lösung 1: Schloss und Riegel

Schlösser, Riegel, Alarmsensoren, geheime Kameras, Wandtresor, Stahlketten, Knallbonbons oder versteckte Mausefallen in der Schublade, Bärenfalle unterm Schreibtisch – Nicht alles wird den Firmenregeln nach erlaubt sein. Jedoch lässt fast jedes Reglement Schlupflöcher zu! Sei kreativ, um deine persönlichen Gegenstände zu schützen! Normalerweise braucht es kein verstecktes Fach im Schreibtisch, um Mr. Langfinger in seine Schranken zu weisen. Ein Gelegenheitsdieb, wie er einer ist, wird sich kaum daranmachen, deine Sicherheitsvorkehrungen auseinander zu nehmen – es sei denn er fühlt sich von dir provoziert oder herausgefordert. Deshalb erwecke lieber nie den Anschein, dass Du ihn verdächtigen würdest und vermeide es, ihn direkt oder indirekt des Diebstahls zu bezichtigen. Lasse ihn ruhig im Glauben, Du selbst hättest ein mentales Problem, wenn Du deine Maßnahmen in die Tat umsetzt. Ein übermäßiges und übertriebenes Sicherheitsbedürfnis.  In dem Fall wird er einsehen, dass er mit dir vorsichtig sein muss und wird sich lieber andere Opfer suchen. 

Lösung 2: Baue ein Flugzeug

Du magst dich fragen, ob Du richtig gelesen hast, ein Flugzeug bauen – und was dann? Mr. Langfinger damit überrollen? Oder sollst Du etwa an einen weit entfernten Ort flüchten, wo dein Hab und Gut vor ihm geschützt ist? Das wäre wahrlich eine wasserdichte Lösung! Aber wahrscheinlich ist es nicht verkehrt anzunehmen, dass das Können und die Ressourcen, um dieses Vorhaben in die Tat umzusetzen, leider nicht vorhanden sind.  Es muss dich aber überhaupt nicht stören, denn das war hier auch gar nicht gemeint. Der eigentliche Vorschlag, den ich dir hier unterbreiten möchte, ist dich an dem Prinzip, wie ein Flugzeug ausgestattet ist, zu inspirieren. Und zwar ist in einem Passagierflugzeug jede wichtige Komponente zweimal vorhanden. Wenn also das Windowsupdate den Bordcomputer mal wieder zum Absturz bringt, betrifft es wenigstens nur einen PC und nicht den ganzen Flieger, so kann ein Neustart über den Wolken vermieden werden. Natürlich kannst Du dich auf diese Weise nicht davor schützen, das emotional wichtige, persönliche Gegenstände verschwunden gehen. Aber all der andere, typische Bürokrimskrams ist leicht zu ersetzen und hat kaum Wert. Ist Mr. Langfinger beispielsweise auf das Klauen von Permanentmarkern spezialisiert, habe einfach immer ein Ersatzpaar in der hintersten Schublade parat. Diese Strategie kostet vielleicht ein paar Ressourcen und verhindert nicht jeglichen Frust, aber zumindest kann die Arbeit immerzu flott vom Band laufen. 

Lösung 3: Polizeiarbeit

Hast Du in Vergangenheit das Micky Maus Magazin gelesen? Liest Du es sogar immer noch? Ausgezeichnet! Zumindest früher gab es in gut jeder zehnten Ausgabe als „Superextra“-Dreingabe eine Detektivausrüstung und Tipps dazu, wie man böse Gauner ertappt. Vielleicht ist Micky Maus Lektüre in deinem Alter nicht mehr angemessen und die Gangster, welche dort auftreten, entsprechen auch nicht so ganz realen Bösewichten – aber hey, Du jagst ja auch nicht die Diebe der Schmuckgegenstände aus dem grünen Gewölbe, sondern eher das Büroklammer-Phantom. Finde heraus, falls Du es nicht eh schon weißt, wer Mr. Langfinger ist und stelle ihn bloß. Verhöre unauffällig Kollegen mit Sitzposition in der Nähe des Tatorts. Stelle dem Dieb eine kleine Falle, um ihn auf frischer Tat zu ertappen, wie zum Beispiel ein schmierender Tintenstift, verwahrlost auf deinem Schreibtisch zurückgelassen und eindeutig im Nachhinein als deiner identifizierbar. Nun wird sich der Schmierfink in den nächsten Tagen von selbst offenbaren! Auch Gegenstände in deiner Schreibtischschublade mit einer an ihn gerichteten „Bätsch – ich weiß was du tust“-Nachricht zeigen ihre Wirkung. Auf diese Art und Weise kann das kleine Detektivspiel sogar Spaß machen, worauf warten sie also noch, Detective Mouse?

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